Was sind Abendschulen?
Abendschulen sind Bildungseinrichtungen, an denen auf dem sogenannten Zweiten Bildungsweg Schulabschlüsse nachgeholt, Meistertitel erworben, aber auch Sprachkurse absolviert werden können. Der Unterricht findet dabei, wie der Name schon sagt, abends statt.
Vorteile der Abendschulen
Abendschulen bieten den großen Vorteil, dass Sie die Fachhochschulreife neben dem Beruf nachholen können. Somit müssen Sie keine finanziellen Einbußen befürchten. Außerdem verbessern Sie mit einem höheren Schulabschluss auch Ihre beruflichen Aufstiegschancen.
Sie erhalten Unterricht von qualifizierten Lehrern, die Ihnen bei Fragen jederzeit zur Seite stehen. In der Abendschule lernen Sie außerdem zahlreiche Menschen kennen, die das gleiche Ziel verfolgen wie Sie und mit denen Sie sich austauschen und zusammen lernen können.
Persönliche Voraussetzungen
Die Doppelbelastung von Beruf und Abendschule stellt Sie vor eine große Herausforderung. Um diese erfolgreich zu meistern, sollten Sie über ein hohes Maß an Durchhaltevermögen, Disziplin und Selbstmotivation verfügen. Denn während andere nach der Arbeit gemütlich ausspannen, verbringen Sie den Abend in der Abendschule um konzentriert zu lernen. Bei dieser Doppelbelastung hilft ein gutes Organisationsvermögen, da wesentlich weniger Zeit bleibt, um alltägliche Dinge zu erledigen. Hilfreich ist natürlich auch eine Familie, die ihre Unterstützung anbietet.
Allgemeine Voraussetzungen für den Besuch einer Abendschule
Um an einer Abendschule die Fachhochschulreife erwerben zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Allgemein sind dies:
- ein vorhandener Hauptschul- oder Realschulabschluss
- eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mindestens 2 Jahre Berufserfahrung (Zeiten für das Führen eines Familienhaushaltes, Wehr- und Zivildienst und Arbeitslosigkeit können ebenfalls angerechnet werden)
- Mindestalter von 19 Jahren (für den Vorkurs auch jünger)
- eine Berufstätigkeit oder bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend gemeldet
Ausschlusskriterien für die Aufnahme an einer Abendschule sind:
- der Besuch einer allgemeinbildenden oder beruflichen Schule parallel zur Abendschule
- der Besitz eines dem angestrebten Abschluss vergleichbaren Bildungsabschlusses
Die Regelungen können aber je nach Bundesland variieren, informieren Sie sich deshalb über die speziellen Anforderungen in Ihrem Bundesland.
Ablauf und Organisation des Unterrichts
An den meisten Abendschulen gliedert sich die Ausbildung in drei Phasen:
1. Vorkurs
2. Einführungsphase
3. Qualifikationsphase / Kursphase
Am Vorkurs können diejenigen teilnehmen, die nur über einen Hauptschulabschluss verfügen oder deren Fremdsprachen- und Kernfächerkenntnisse unzureichend sind. Damit soll gewährleistet werden, dass sich alle Schüler in der Einführungsphase auf dem gleichen Wissensstand befinden. Oft wird auch eine Aufnahmeprüfung von den Bewerbern verlangt, die mit einer bestimmten Note bestanden werden muss. Der Vorkurs dauert in der Regel ein bis zwei Semester.
Die Einführungsphase dauert zwei Semester und bereitet auf die Qualifikationsphase vor. Dafür wird das bisherige Schulwissen nochmals aufgearbeitet, um eine fundierte Grundlage für die Abiturkurse zu schaffen.
Nach erfolgreich durchlaufener Einführungsphase folgt der Einstieg in die Qualifikationsphase. Diese umfasst bis zum Erreichen des schulischen Teils der Fachhochschulreife ein Jahr, d. h. zwei Semester. Die Fächer entsprechen denen der regulären gymnasialen Oberstufe. Eine Abschlussprüfung muss nicht abgelegt werden, es wird lediglich eine Bescheinigung über das Erreichen des schulischen Teils der Fachhochschulreife ausgestellt, wenn die entsprechenden Leistungen erzielt wurden.
Die Anerkennung des „vollständigen“ Fachabiturs erhalten Sie, wenn Sie auch den fachpraktischen Teil nachweisen können. In NRW kann dieser z.B. durch eine langjährige Berufstätigkeit oder ein gelenktes Praktikum erreicht werden.
Die Fachhochschulreife an der Abendschule dauert also je nach schulischer Vorbildung 2 (bei mittlerem Schulabschluss) bis 3 (bei Hauptschulabschluss) Jahre, wobei etwa 20 bis 25 Unterrichtsstunden pro Woche anfallen. Der Unterricht findet in der Regel an 5 Wochentagen und teilweise auch an Samstagen statt. Die Unterrichtszeiten können jedoch je nach Abendschule sehr unterschiedlich ausfallen. Es empfiehlt sich daher, sich gezielt bei der gewählten Abendschule zu informieren.
Kosten und Finanzierung
Da es sich bei Abendschulen um staatliche Bildungsträger handelt, fallen für ihren Besuch keine Kosten an. Die Abendschulen erheben auch keine Prüfungsgebühren. In manchen Bundesländern müssen Sie mit Kosten für Lehrmaterialien, z. B. für Bücher oder Kopien, rechnen. Der Großteil der Bundesländer hat sich aber für Lernmittelfreiheit entschieden. Das heißt, Sie bekommen die nötigen Bücher und Lernmaterialien als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Die Fahrtkosten für den Weg zur Schule müssen Sie jedoch selber tragen, ebenso wie Kosten für Studienreisen und individuelle Arbeitsmittel.
Darüber hinaus gibt es aber auch private Abendschulen. Diese verlangen je nach Anbieter monatlich etwa 50 bis 300 Euro.
Förderungsmöglichkeiten: Schüler-BAföG
Grundsätzlich sollten die Schüler neben der schulischen Ausbildung berufstätig sein und sich somit selbst finanzieren können. Ausgenommen von dieser Regel sind die letzten drei Halbjahre/ Semester in denen die Studierenden, die nicht berufstätig sind, BAföG beantragen können. Dabei handelt es sich um das sogenannte Schüler-BAföG, welches als Zuschuss gezahlt wird und somit elternunabhängig und rückzahlungsfrei ist.
Für Studierende, die schon vor der Aufnahme des Abendstudiums arbeitslos sind, sind Sonderregelungen möglich.
Anerkennung der Abendschulen
Die an einer Abendschule erworbene Fachhochschulreife berechtigt die Studierenden, sich an allen deutschen Fachhochschulen für ein Studium zu bewerben. Damit ist der Abschluss der Fachhochschulreife an einer Abendschule genauso anerkannt wie die Fachhochschulreife, die auf dem ersten Bildungsweg erlangt wurde.
Ferien an Abendschulen
Die Ferienzeiten an Abendschulen entsprechen den allgemeinen Regelungen der Bundesländer. Eine Übersicht zum zweiten Bildungsweg in den einzelnen Bundesländern liefert der Deutsche Bildungsserver.
Fachhochschulreife nachholen per Fernstudium
Sie möchten Ihre Fachhochschulreife lieber im Fernstudium nachholen? Folgende Fernschulen bieten Lehrgänge zur Fachhochschulreife an. Abhängig von Ihrem Schulabschluss und Ihren Vorkenntnissen können Sie zwischen verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten wählen.